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Züchterreise des Vereins zur Förderung der Pferdezucht und des Pferdesports

ace5bfa3 8db0 4a39 963f 7bf1fdd05079Die zur jährlichen Tradition gewordene Züchterreise führte Mitte September nach Bayern und Österreich. Namhafte Gestüte aus der Zuchthistorie und Gestütsgründungen der Neuzeit standen auf dem Programm.

Fünf traumhaft schöne Spätsommertage begleiteten die Reisegesellschaft. Dieses trug natürlich zur besten Stimmung unter den Teilnehmern bei. Am Nachmittag des ersten Tages wurde die bekannte Hengststation Bachl in Pfarrkirchen besucht. Nach einem verheerenden Großbrand im Jahr 2013 auf dem früheren Standort Gut Fasselsberg wurde in der Folge in Sichtweite ein komplett neues Gestüt mit aus dem Boden gestampft. In einer Talaue des Flüßchens Rot, dass auch dem Rottaler, ein dem Alt-Oldenburger ähnliches schweres Warmblutpferd seinen Namen gab, wurde eine sehenswerte Anlage errichtet, die modernsten Ansprüchen für Zucht und Sport genügt. Zwei Reithallen, ein großzügiger Springplatz und eine Galoppierbahn werden durch etliche Koppeln ergänzt, die auch den Gestütshengsten ausreichenden Auslauf ermöglicht. Die Aufzucht von eigenen und zugekauften Fohlen haben auf der Anlage den nötigen Raum, um in ihre späteren Aufgaben als Reit- und Turnierpferd hinein zuwachsen. Ca. 100 Pferde haben an den neuen Anlage und in den, nach dem Brand wieder aufgebauten Stallungen Platz. Zum aktuellen Hengstbestand mit dem Starvererber Vingino, gehören auch der Siegerhengst Springen der letzten DSP Körung und auch ein Junghengst aus dem PRPS Zuchtgebiet, nämlich ein Sohn der Fit For Fun x Diamant de Semilly aus der Zucht von Ralf Jünger in Mayen/Kürrenberg. Der gesamte Bestand ist auf die Aufzucht und Ausbildung von Springpferden ausgerichtet. Der Springsport in der Familie seit Generationen fest verankert. Hausherrn Tobias Bachl, seine Ehefrau Elke und seinen noch jugendlichen Töchter leben diesen Sport auf internationalem Niveau.

Nach diesem Besuch ging es zur ersten Übernachtung nach Bad Birnbach im Bäder-Dreieck um Bad Füssing, unweit der Grenze zu Österreich.

Der zweite Tag führte uns durch die Nationalparks Kalkalpen und Gesäuse in die Steiermark zum Trakehner-Gestüt Murtal in Großlobming an der Mur. Dieses Gestüt wurde 2011 vom 2022 verstorbenen Gründer des Red Bull Imperiums, Dietrich Mateschitz, aufgebaut. Die Stuten mit ihren Fohlen sind im Gestüt Gut Admontbichl untergebracht, dass leider nicht besichtigt werden kann. Das in einer Talaue gelegene Gestüt Murtal konzentriert sich auf die Arbeit und die sportliche Herausbringung der Gestütspferde unter der Leitung von Gestütsmeister Daniel Spindler,der Marketingleiterin Kathrina Knapp und der Chef-bereiterin Ulrike Prunthaller, die beim Trakehnerbundesturnier in MS-Handorf für den Sieg der 6jährigen Dressurpferde sorgte und sich nun auf die österreichische Staatsmeisterschaft in der Dressur vorbereitet. Die Anlage des Gestüts versetzt einen in großes Staunen. Hier fehlt es an nichts und die Gebäude und weitläufigen Koppeln vermitteln den Eindruck von elitärer Großzügigkeit. Gleiches gilt für das zum Gestüt hörende Hotel Gschlössel. In einem Vortrag wurde die Intuition des Herrn Mateschitz dargestellt. Sie ist bestimmt durch die Geschichte des Trakehnerpferdes, den Erhalt dieses immateriellen Kulturgutes und die größtmögliche, den Bedürfnissen der Pferde angepasste Aufzucht und Ausbildung.

Auf dem weiteren Weg Richtung Graz konnten wir einen Blick auf die Anlagen des  Red Bull Formel 1 Ringes werfen, der ebenfalls zum Imperium gehört.

Die steirische Landeshauptstadt Graz am südlichen Alpenrand gelegt, war das nächste Ziel.

Mit ca. 300.000 Einwohner ist sie die zweitgrößte Stadt Österreichs. 68.000 Studenten geben der Stadt ein junges Gesicht. Die bestens erhaltene Altstadt gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und vermittelt ein bereits mediterranes Flair, dass durch den warmen Spätsommerabend beim geführten Stadtrundgang besonders zur Geltung kam. Diese Stadt ist wirklich eine Reise wert. Die alte k & k Herrlichkeit als Residenzstadt der Habsburger, wird einem hier beeindruckend vor Augen geführt. Von hier sind es nur wenige Kilometer zur Grenze nach Slowenien.

Am dritten Tag führte uns die Reise zur heutigen Zuchtstätte der Lipizzaner nach Piber bei Köflach, etwa eine Autostunden von Graz entfernt. Hier wurden wir durch den ehemaligen Stutenmeister Peter Zimmermann durch die jahrhunderte alte Gestütsanlage geführt, die zusammen mit der Spanischen Hofreitschule in Wien in Form als eine öffentlich rechtliche Gesellschaft existiert. Seit 2016 führt die UNESCO die Lipizzanerzucht als immaterielles Weltkulturerbe. 1798 wurde das Gestüt zunächst zur Zucht von Militätpferden eingerichtet. Nach dem Verlust von Slowenien durch der Niederlage im 1. Weltkrieg, wurde 1920 die Zucht der Lipizzaner nach Piber ins steirische Voralpenland verlegt. 1945 konnte der wertvolle Bestand der Lipizzaner durch den Einsatz des amerikanischen Generals George Patton in der „Operation Cowboy“ vor der Roten Armee zunächst Oberösterreich in Sicherheit gebracht werden. Besonders Bedeutung haben die Zuchtlinien Maestoso, Siglavy, Pluto, Conversano, Neapolitano und Favory. Herr Zimmermann erklärt uns die historische Herkunft der einzelnen Linien, die sich auch in der Namensgebung der Pferde immer wiederfindet. So wird z.B. die Linie Favory als einzige direkt auf einen Araberhengst zurückgeführt. In Piber kommen pro Jahr ca. 40 Fohlen zur Welt. Alle Stuten werden einer Leistungsprüfung unter dem Sattel und im Zug vor dem Wagen unterzogen. 8 – 10 Hengste sind jährlich für die Spanische Hofreitschule vorgesehen. Um Inzucht zu vermeiden werden immer wieder Stuten und auch Hengste mit Gestüten in Ungarn, Rumänien und Slowenien ausgetauscht. Das gewünschtes Stockmaß der Lipizzaner liegt bei 158 – 163 cm.

Die Junghengste und Jungstuten verbringen den Sommer auf den 25 km entfernten Alm-weiden, ihre Rückführung ins Gestüt im September ist in Köflach alljährlich mit einem Volksfest verbunden. Die Pferde die nicht für die Zucht oder die Reitschule in Wien vorgesehen sind, gehen in den Verkauf, häufig ins Ausland, besonders in die USA. Bei dieser eingehenden Führung, konnten alle Fragen in einem ausführlichen Dialog unter Pferdeleuten diskutiert werden. Der Blick über die grasende Stutenherde mit ihren Fohlen war ein Eindruck von absoluter Gelassenheit, den man nicht vergessen wird.

Am Nachmittag führte uns die Reise durchs Salzkammergut nach Bad Ischl. Kaiser Franz-Josef und Sissi sind hier omnipräsent. Hier stand eine Stunde bei herrlichem Wetter zur freien Verfügung. Entlang des Traunsee´s ging es nach Ampfelwang am Hausruck.

Am Samstagvormittag besuchten wir der Gestüt Pramwaldhof der dreimaligen Dressur-EM Teinehmerin Astrid Neumayer. Das derzeitige Spitzenpferd wurde von ihr in Grand Prix Lektionen hervorragend in Scene gesetzt. Seit 2012 hat sie sich einen Traum erfüllt und den ehemaligen Bauernhof zu einem Schmuckstück ausgebaut und seit einigen Jahren auch eine EU-Deckstation eingerichtet. Eindrucksvoll präsentierte sie die vier Deckhengste an der Hand, die alle perfekt herausgebracht waren. Der Dressursiegerhengst der letzten DSP Körung in München, den Frau Neumayer zu einem Spitzenpreis erworben hatte, befindet sich z.Z. in der Vorbereitung auf die die Hengstleistungsprüfung in Deutschland.

Die vorzügliche Bewirtung mit Kaffee und Kuchen verstärkte den Eindruck, gern gesehene Gäste auf dem Pramwaldhof gewesen zusein.

Am Nachmittag stand der Besuch im Leistungszentrum der österreichischen Pferdezucht in Stadl Paura auf dem Programm. Hier fanden an diesem Tag verschiedenen Championate der Warmblutpferde statt. So das Dressurpferde-, Springpferde- und Geländepferde-championat, teils in offenen Prüfungen. Das Championat der Warmblut- und Reitpony-fohlen hatte eine eigene Arena. Als Richter fungierten hier das Baden-Württemberger Duo Christian Wittlinger, der erst im August das Fohlenchampionat in Zweibrücken mitgerichtet hatte und Zuchtleiterin Dr. Carina Krumbiegel.

In einem ausführlichen Rundgang informierte uns der Leiter der Hengstprüfungsanstalt Herr Krippl über Historie, Entwicklung und heutigen Aufgaben der beeindruckenden Anstalt, die sich im operativen Geschäft selbst finanzieren muss. Für Erhalt, den Um- und Ausbau der Anlage mit großzügigen Dressur- und Springplätzen und einer große Veranstaltungshalle, stehen auch staatliche Fördermittel zur Verfügung. Ebenso haben alle österreichischen Pferdezüchter, auch die Noriker-Kaltblutzüchter und Haflingerzüchter finanziell zum Erhalt der Anlage für die Pferdezucht beigetragen. Hengstleistungsprüfungen aller Rassen werden hier durchgeführt und an jedem Wochenende finden Turniere in verschiedenen Kategorien statt. Zum Bestand gehört auch eine Lehrstätte für die Hufschmiede. Im direkt benachbarten Lambach, nur durch den Fluß Traun getrennt, ist die Berufsschule sowie die weiterführende Schule für die Pferdewirte angesiedelt. Durch den regen Austausch wird die duale Ausbildung künftiger Pferdefachleute gewährleistet.

Am Sonntag stand die Rückreise an, in die als letzter Stop der Besuch eines sehr erfolgreichen bayrischen Züchters eingeplant war. Der Zuchtbetrieb der Familie Franz Galneder in Taufkirchen bei Mühldort a. Inn, vervollständigte die unterschiedlichsten Gestütsbesuche dieser Reise. Hier ein echter landwirtschaftlicher Musterbetrieb in Hand einer Großfamilie, die uns einen unglaublich herzlichen Empfang bereitete. Die Pferdezucht, dressurgeprägt, in der Hand des Franz sen. mit 12 Fohlen in diesem Jahr. Alle Fohlen werden hier aufgezogen. Die Ausbildung liegt seit 18 Jahren in der Hand der Bereiterin Kathi Drexler, ebenso die Vorbereitung der vorgesehenen Körkandidaten. Mit dem DSP-Siegerhengst von 2021 und weiteren gekörten DSP-Hengsten hat diese Zuchtstätte in den letzten Jahren große Erfolge gefeiert. Die gesamte Zucht geht auf eine 1991 als Fohlen erworbene Stute von Donnerhall x Pik Bube zurück. Sicher damals eine kluge Wahl. Heute gibt vorallem die Hengstlinie des Belissimo über seine Söhne Benicio und Bonds der Herde und den Jungpferden ein Gesicht. Der landwirtschaftliche Betrieb liegt in den Händen des Franz jun., der mit einer Biogas-anlage und ca. 200 ha Betriebsfläche bewirtschaftet wird und von dem Pferdebetrieb des Vaters mit ca. 80 Pferden rechtlich getrennt ist. Für die Nutzung der Gebäude und fürs Grünland zahlt Franz sen. an seinen Sohn Pacht und das betriebseigene Futter wird ebenfalls aus dem Betreib gekauft. Interresant war auch, dass das Heu für die Pferde mit der warmen Abluft, die in der Biogasanlage entsteht, nachgetrocknet wird. Dadurch wird das Wetterrisiko in Heuernte minimiert und eine Spitzenqualität des Heu´s erzielt. Der Einsatz von teurem Kraftfutter wird dadurch auf das nötigste beschränkt.

Die herzliche gastfreundschaft der Familie Galneder war außergewöhnlich und von sommerlichen 28 Grad verwöhnt, mussten wir leider nach zwei Stunden Abschied nehmen, den die Rückreise vom Inn bis an die Saar lag noch vor uns.

Der Besuch unterschiedlichster Pferdebetriebe hielt auf dieser Reise ein Programm bereit, dass kontrastreicher nicht hätte sein können. So konnten alle Mitreisenden neue Eindrücke und Erkenntnisse mit nach Hause nehmen.

KH Bange

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