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Die Züchterreise des Vereins zur Förderung der Pferdezucht und des Pferdesports FRPS führte in diesem Jahr nach Tschechien

20231007 103826Die traditionelle  fünftägige hippologische Rundreise des FRPS hatte in diesem Tschechien zum Ziel. Hauptzielpunkt war dabei das legendäre Hindernisrennen in Pardubiz am zweiten Oktoberwochenende. Um diesen Fixpunkt herum, wurden verschieden Gestüte in Bayern und in Tschechien besucht.

Am Freitagmorgen startete die Reise im Saarland. Es folgten mehrere Zustiegsmöglich-keiten in RLP und in Ba-Wü. Mit 50 Teilnehmern war die Reise ausgebucht.

Als erstes wurde der bekannte Zuchthof Wadenspanner in Rottendorf in Niederbayern angesteuert. Ein besonders herzlicher Empfang durch die Seniorchefin Maria Wadenspanner und das junge Ehepaar Walter und Johanna, die beide anlässlich der DSP Hengsttage 2023 in München, dass goldene Reiterabzeichen für ihre Erfolge im Dressursport verliehen bekamen, gehörte zum besonderen Stil dieses Hauses. Dieser Betrieb, der seit den 1980er Jahren eine feste Größe in der bayrischen Pferdezucht ist und mit einer privaten Hengsthaltung, die aktuell in Kooperation mit dem deutschen Fußballnationalspieler Thomas Müller und seiner Frau Lisa betrieben wird, beherbergt zur Zeit fünf Dressurhengste für den allerhöchsten Anspruch. Aushängeschild ist zweifellos der Vererber  „Va Bene“, der mit Rekordpreisen seiner Nachkommen auf den Fohlenauktionen, nicht nur bei den DSP Fohlen, sondern auch in anderen Verbänden für Furore sorgt. Der aus der hauseigenen Zucht stammene „Va Bene“ von Veneno, entstammt der Elitestute Passion, eine Vollschwester der Bundeschampionesse Preziosa, die über Belissimo M auf den Wadenspannerhengst Piaster zurück geht. „Va Bene“, 7jährig, hat in diesem Jahr seine ersten S-Siege unter Johanna feiern können und hat auch an der WM der jungen Dressurpferde teilgenommen. Er wurde uns von Johanna Wadenspanner auf dem eindrucksvollen Viereck der Familie unter dem Sattel vorgestellt. Auch der erst 4jährige „Feliciano“ aus dem Besitz von Th. Müller, hat in diesem Jahr mit seinem ersten Fohlenjahrgang große Eindruck hinterlassen, so auch beim Deutschen  Fohlenchampionat in Lienen.

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Bei der Vorstellung des mustergültigen Betriebes, der aus einem landwirtschaftlichen Betrieb mit angeschlossener Brauerei hervorgegangen ist, sprach Walter Wadenspanner offen die Probleme und auch die Höhen und Tiefen an, die der Betrieb in den 40 Jahren der privaten Hengsthaltung durchlebt hat. Zur Zeit stehen etwa 100 Pferde auf dem Hof, der mit großen Investitionen z.B. in einen neuen Ausbildungsstall und in einen Aufzuchtstall im Außenbereich mit entsprechenden Weideflächen, die Zukunft fest im Blick hat.  Die Vermarktung der eigenen Pferde erfolgt nach der Ausbildung und den ersten Turniereinsätzen.

Bei reichlich Kaffee und Kuchen durften wir uns mit einem kleinen Präsent für den Besuch auf einem, in jeder Weise beeindruckenden Betrieb und für die herzliche Gastfreundschaft bei der Familie Wadenspanner bedanken.

Mit einer kleinen zeitlichen Verzögerung wurde dann die Fahrt nach Pisek an der Moldau in Süd-Böhmen fortgesetzt, wo die erste Übernachtung auf uns wartete. Pisek, eine alte Königsstadt, besitzt einen sehr eindruckvollen, gut restaurierte Stadtkern mit der zweit-ältsten Steinbrücke in Europa aus dem Jahr 1348. Nur die Brücke in Regensburg ist älter.

Am Samstagmorgen stand hier der Besuch des Landgestüt Pisek auf dem Programm. In dieser, um 1890 noch von den Habsburgern erbaute Gestütsanlage, die unter Denkmalschutz steht, empfing uns eine sehr gut deutsch sprechende junge Dame, die in Bayern ihr Abitur gemacht hatte.

Sie ist die Partnerin des Leiters der Hengststation, der später zu uns stieß, da gleichzeitig auf der Anlage ein ländliches Springturnier als Saisonabschluß statt fand.

Im Deckeinsatz sind überwiegend Pachthengste der holländischen Station Nyhoff. Überwiegend  sind Springhengste im Einsatz, da Dressurhengste in Tschechien kaum nachgefragt werden. Eine frühere Kooperation mit dem LG Celle wurde wieder beendet. TG-Sperma hat sich offensichtlich noch nicht durchgesetzt. Auch einige Kaltbluthengste stehen in den Stallungen. Die Reitponyzucht ist in Tschechien noch nicht etabliert.

Die Hengste mit durchweg sportorientierten Abstammungen, teils junge Hengste die hier auch in den Sport gebracht werden, teils Hengste die ihr Sportlerleben bereits hinter sich hatte, verfügten über auch bei uns nachgefragte Pedigree´s. Auch ein Olympiateilnehmer aus Tokio gehört zum Bestand. Das Sperma, überwiegend frisch, wird nahezu ausschließlich in Tschechien versendet. Deckstellen des Gestütes im Land, wie es frührer üblich war, gehören auch hier der Vergangenheit an. Zum Gestütsbetrieb gehört auch eine Zuchtstutenherde. Etwa 15 Fohlen werden hier jährlich gezogen. Der Stutenstall liegt einige Kilometer entfernt, sodasss es die Zeit nicht zuließ, die Herde zu besichtigen.

Wir erfuhren hier auch, dass es in Tschechien zwei konkurrierende Reitpferdezuchtverbände gibt, das Tschechische Reitpferd und das Tschechische Sportpferd.

Nach dem Besuch in Pisek ging es zum Gestüt Zduchovice, auf halben Weg Richtung Prag gelegen. In einem kleinen Dorf mir etwa 300 Einwohnern, hat ein Investor eine großzügige Anlage mit optimalen Bedingungen für Sport und Zucht geschaffen. Übers Jahr werden mehrere Turniere veranstaltet. Hier werden in 2025 die Springreiter-Europameisterschaften der Junioren und Jungen Reiter stattfinden. Managerin der gesamten Anlage, die 400 ha umfasst, ist die sehr eloquente Barbara Hassovà, in deren Begleitung die junge, reitsport-begeisterten Medizinstudentin Nina, die sehr gut deutsch sprach und den vorbereitenden Schriftverkehr organisiert hatte. Sie konnte alle Fragen ausführlich auf deutsch beantworten. Der Eigner und Lebensgefährte von Barbara hielt sich eher im Hintergrund. Wir staunten nicht schlecht, mit welcher Akribi und Passion hier Pferde, ausschließlich Springpferde, gezüchtet wurden. Auf der Basis international erfolgreicher Gene aus der europäischen Spitzenzuchten, waren hier Hengste und Stuten im Einsatz, die bei unseren Fahrtteilnehmern höchste Bewunderung hervor riefen. Fachlich hoch qualifiziert, stellte Barbara jedes einzelne Pferd vor. Ihre Expertise fand höchste Anerkennung.

Ca. 50 – 60 Fohlen werden hier alljährlich geboren. Im großen Herdenverbund konnten wir die Fohlen mit ihren Müttern beim Gang über die Weide bewundern. Zu jedem Fohlen, zur Abstammung, Fütterung und zum Herdenmanagment konnte Barbara Auskunft geben. Alle Pferde befanden sich in einem allerbesten Zustand. Die Fohlen werden vom Holsteiner Verband und vom Oldenburger Springpferdezuchtverband registriert. Mit Erstaunen stellten wir fest, dass die Holsteiner-Fohlen noch mit einem Holsteiner-Brand versehen waren. Die Vermarktung der grundausgebildeten Pferde mit ersten Turniererfahrungen, geht überwiegend Richtung Amerika.

Nach 2,5 Stunden traten wir tief beeindruckt die Weiterfahrt nach Prag an.

Nach dem Chek-in im Hotel stand noch eine geführte Stadtbesichtigung an. In zwei Gruppen konnten wir aus Zeitgründen nur einen kleinen Teil des Goldenen Prag besichtigen. An einem noch recht warmen Herbstabend drängen sich großen Menschen-massen auf der berühmten Karlsbrücke und auf dem Altstädterring. Eine halbstündige Bootsfahrt auf der Moldau mit Blick auf das phantastisch  beleuchtete Prag, war der würdige Abschluß eines erlebnisreichen Tages.

Am Sonntagmorgen ging die Fahrt zum 120 km erfernten Pardubiz am Oberlauf der Elbe. Viele Ortschaften diese Region führen den Zusatz „Nad Labem“, was   „an der Elbe“ bedeutet. Leider konnten wir das Staatsgestüt Kladruby nad Labem nicht besichtigen da am vorgesehenen Montag das Gestüt seinen Ruhetag hat. Das war sehr ärgerlich, da es zuvor zugesagt war. Die eindrucksvollen Kladruber Schimmel  konnten wir dann im Sechserzug auf der Rennbahn in Pardubiz bewundern. Mit einem Landauer wurden die Startrichter jeweils an der Tribüne vorbei an die Startlinie gebracht. Zurück zum Renntag.

Schon einige Kilometer vor dem Rennbahngelände staute sich der Verkehr. Auf einem Flugplatzgelände konnte wir etwas verspätet, unseren Bus schließlich verlassen. Mit einem Shuttle-Bus ging es dann zum Eingang. Die Pardubizer Steeplechase ist ein Ereignis mit Volksfestcharakter. 60.000 Besucher sollen dort gewesen sein. Da wir unsere Tribühnen bereits Wochen vorher bestellt hatten, ging es zügig zur Rennbahn. An diesem besonderen Tag werden sieben Rennen ausschließlich über Hindernisse und Distanzen von 3500 bis 6900 Meter gelaufen. Das Rennbahngelände in einer geschätzten Größe von 500 x 1000 Meter in einem top-gepflegten Zustand, alle Hecken akkurat geschnitten, die Holzteile im tadellosen weiß. Hier finden auch alljährlich internationale Vielseitigkeitsturniere statt.

In der Beschreibung der Rennen, wird auch dem Charakter nach, von Querfeldeinrennen gesprochen. Die Starterfelder bewegten sich bis auf die große Steeplechase bei 8 – 10 Pferden. In der großen Steeplechase, die über eine Distanz von 6900 m geht, waren dann 18 min. 6jährige Pferde aus allen europäschen Vollblutzuchten am Start. Das Rennen ist mit     5 Mio. tschechiesche Kronen dotiert (ca. 208.000 €). Das Mindest-Reitergewicht beträgt 70kg. Auch der Sieger des Vorjahres, Mr. Spex von Tai Chi, aus dem pfälzischen Gestüt Wieselborner Hof war wieder am Start, konnte diesen Erfolg jedoch nicht wiederholen. In 2023 siegte das 10j. irische Pferd Sacamiro. Dritter wurde der 12j. in Deutschland gezogene Star von Sternkönig, ein Hengst aus dem Gestüt Röttgen. Bei allen Pferden beeindruckte der Rahmen und die absolute Gelassenheit vor dem Start, den alle müssen einen obligatorischen Probesprung vor den Tribünen absolvieren, der vorher im Schritt den Pferden gezeigt wird.

Nach dem letzten Rennen konnten wir noch auf die Rennbahn und die gewaltigen Hindernisse aus nächster Nähe begutachten. Allein der Anblick der spektakulären Sprünge, lässt einen ungläubig staunen.

Nach einer weiteren Nacht im Prager Hotel, stand am Montag, durch die Absage aus Kladruby, der Vormittag zur freien Verfügung. Ab 12 Uhr ging es weiter ins weltberühmte Karlsbad. Hier stand eine Führung durch dieses hervorragend restaurierte und gepflegte Welterbe-Bad auf dem Programm. Die Kurhotels und die Kupromenaden mit den Wandelhallen beeindrucken durch den Glanz und Geschmack früherer, kaiserlicher Zeiten. Die meisten der, aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen Luxusbauten, sind heute vielfach im Besitz russischer Oligarchen. Die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland nach dem Überfall auf die Ukraine, haben zu einem erheblichen Einbruch bei den Gäste-zahlen und im Kurbetrieb gesorgt. Leider waren hier Regenschirme angesagt.

Nach dem Besuch in Karlsbad ging es zur Übernachtung ins ebenfalls mondäne, aber viel kleinere und beschaulichere Marienbad, ebenfalls mit dem Welterbestatus bedacht.

Eine Fahrt mit dem Bus durch den Ort und die Kuranlagen ist grundsätzlich verboten und da es schon dämmerte, konnten wir die wunderschöne Stadt im Park, wie es dort heißt, nicht selbst erleben, den das Abendessen im Hotel wartete bereits.

Am nächsten Morgen die Heimreise, einmal quer durch Deutschland. Allerdings war noch eine Gestütsbesichtigung im Gestüt Greim in Bärnau in der Oberpfalz, unweit der Grenze zu Tschechien, im Programm. Das Gestüt im Besitz von Ludwig Fischer, der eine internationale, hochspezialisierte Elektronikfirma betreibt. In dieser sehr abgelegenen Gegend mit 700m/NN ist Grünland  vorherrschend. Der Betrieb wird vom Ehepaar Philipp geleitet. 12 – 15 Fohlen werden jährlich hier geboren, ausnahmslos Dressurpferde. Der Betrieb ist besonders mit der Aufzucht und dem Herausbringen eigener Hengste auf den Körungen in München und Verden sehr erfolgreich. Hochprämierte Hengste sind Jahr für Jahr keine Seltenheit, aber auch z.B. die DSP Stutenchampionesse in 2022 in Darmstadt entstammte dieser Zuchtstätte. Die Auswahl der eingesetzten Hengste orientiert sich ausnahmslos an den gefragten Vätern der Zeit.

Ein hervorragend ausgestatteter Betrieb und nicht als Luxusobjekt geführt, beeindruckte diese Anlage durch  Zweckdienlichkeit wobei die Personalausstattung besonders für den Beritt, durch die geographische Abgelegenheit nicht einfach ist, so die Gestütsleiterin.

Auf der Heimreise war die gute Stimmung der Reisegesellschaft spürbar, den es war wieder mal ein Erlebnis, einen Blick über den Tellerrand und über Grenzen gewagt zuhaben, eine Reise die Eindruck hinterlassen hat.

KH Bange

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